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Das war ein starkes Statement der Kirchheimer Ritter: nach der enttäuschenden Vorstellung vor einer Woche gegen Leverkusen zeigten die Spieler ein anderes Gesicht und drängten den Tabellenvierten Heidelberg von Anfang mit viel Intensität in die Defensive. Am Ende wurde es zwar noch einmal sehr knapp aber DaJuan Graf bewies “balls of steel” als es darauf ankam - sein Wurf zum 83:79 über Philipp Heyden hinweg bedeutete letztlich den Sieg für Kirchheim.

Heidelberg hat ernsthafte Ambitionen auf einen Aufstieg in die easyCredit Basketball Bundesliga und liegt aussichtsreich im Rennen zu den Playoffs auf Platz 4 der Tabelle. Vor einer Woche schlug man den Tabellenzweiten Bremerhaven auswärts mit einer beeindruckenden Leistung und ging demzufolge auch als klarer Favorit in die Begegnung gegen die Kirchheimer Ritter am Freitagabend in der Sporthalle Stadtmitte.

Was die äußeren Bedingungen betrifft tut sich Einiges in Heidelberg: eine neue Großsporthalle (SNP Dome) ist in Bau und bietet nach Fertigstellung bei Basketballspielen Platz für 5000 Zuschauer; mit auf den Weg gebracht von Oberbürgermeister Eckart Würzner, dem Vater vom Spielmacher der Academics Niklas Würzner. Die Halle ist bundesligatauglich und bietet den Academics damit eine Perspektive für den Aufstieg in die erste Liga.

Wieder einmal waren alte Bekannte zu Gast in der Kirchheimer Sporthalle Stadtmitte: Ex-Coach Frenkie Ignjatovic und Center Philip Heyden waren schon aktiv bei den Rittern. Ignjatovic war von 2008 - 2014 sechs Jahre lang Trainer der Kirchheim Knights; Heyden war von 2008-2010 als junger Doppel-Lizenzler vom damaligen Kooperationspartner Ludwigsburg bei den Rittern, seit 2018 ist er nun in Heidelberg aktiv.

Herausragende Spieler bei den Academics sind Zamal Nixon (14 Punkte im Schnitt) und der nach dem längerfristigen Ausfall von Shy Ely nachverpflichtete Davonte Lacy, der durchschnittlich 19 Punkte pro Spiel auflegt.

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Kirchheim musste leider auf den an der Hand verletzten Center Andi Kronhardt und Forward Mitch Hahn (Knieverletzung) verzichten - schlechte Vorzeichen für die Gastgeber im Kampf um die Playoffteilnahme.

Beide Mannschaften starteten ohne großes Abwarten mit viel Intensität in der Verteidigung. Nach dem 7:9 zugunsten der Gäste legten McCloud und Wohlrath mit jeweils fünf Punkten den Grundstein für eine starke Phase der Ritter. Ein Block von Andreas Nicklaus beim letzten Angriff der Academics vor Viertelende und ein spektakulärer Tip-in von Brauner in letzter Sekunde führten zum 22:15 nach den ersten zehn Minuten Spielzeit.

Die starke Phase hielt auch zu Beginn des zweiten Viertels an. Nach drei Minuten hatten die Ritter den Vorsprung auf zwölf Punkte erhöht (34:22/14. Min.) und Heidelbergs Coach Ignjatovic war gezwungen eine Auszeit zu nehmen. In der Folge lief es besser für die Gäste und so folgte Kirchheims Coach Rösch seinem Beispiel und nahm ebenfalls eine Auszeit (38:30/16. Min.).

Kirchheim bekam in dieser Phase Heidelbergs Nixon nicht in den Griff - er zog ein ums andere Mal zum Korb und traf auch schwierige Würfe. Ein unnötiges Foul an ihm beim letzten Wurf vor der großen Pause bescherte ihm dann noch drei Freiwürfe die er zum 48:44 - Halbzeitstand verwandelte. Nixon hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 13 Punkte, Heyden deren 10. Bei Kirchheim hatte die komplette Mannschaft ausgeglichen gepunktet - auffällig Brian Butler mit für ihn sehr guten 7 Punkten bis dahin.

Die Ritter kamen voller Tatendrang aus der Kabine und schraubten den Vorsprung schnell wieder auf zehn Punkte (57:47/23. Min.). Ein Monsterblock von Keith Rendleman gegen Philipp Heyden beim Dunkingversuch riss die begeisterten Zuschauer von den Sitzen - ein absolutes Highlight der Saison!

Mit 64:57 ging es ins letzte Viertel und die Ritter liessen bis dahin keine Schwäche erkennen. Fünf Minuten vor Ende lagen die Ritter immer noch mit zehn Minuten vorne (76:66/35. Min.) - Heidelberg nahm eine Auszeit. Bis drei Minuten vor Schluss hielten die Knights den Vorsprung zweistellig (81:68), aber dann kam der Einbruch. Unglückliche Aktionen und viele Abpraller, die nach eigentlich guter Verteidigung der Ritter beim Gegner landeten führten zu einem 0:11-Lauf innerhalb von zwei Minuten zugunsten Heidelbergs (81:79) und es waren nur noch ca. 47 Sekunden zu spielen - den konsternierten Zuschauern standen die Haare zu Berge, nichts für schwache Herzen.

Kirchheim nahm die letzte Auszeit und DaJuan Graf bewies seine Kaltblütigkeit mit einem verwandelten schwierigen Mitteldistanzwurf gegen harte Verteidigung von Heidelberg.

Heidelberg lag nun mit vier Punkten zurück, nahm eine Auszeit - scheiterte aber anschließend beim Wurf und musste foulen. McCloud und Wohlrath brachten den Sieg dann mit vier Freiwürfen zum 87:79 in Sicherheit - sehr zum Jubel der enthusiastischen Zuschauer.

Herausragend war einmal mehr Kirchheims Spielmacher Graf mit 13 Punkten und 8 Assists - wieder fast ein Double/Double. Sein Treffer zum 83:79 ebnete im Übrigen erst den Sieg - der Mann ohne Nerven!

Beeindruckend aber auch die Vorstellung von Kevin Wohlrath mit 18 Punkten, 3 Steals und einigen Highlight-Szenen im Spiel. McCloud zeigte nach seiner “Disziplinarstrafe” mit ebenfalls 18 Punkten erneut seinen Wert für die Knights.

Ganz stark auch die Leistung von Center Keith Rendleman der den Ausfall von Kronhardt vergessen machte und mit 10 Punkten, 5 Rebounds/4 Assists und phänomenalen 5 Blocks! die höchste Effektivität bei den Rittern erreichte (Eff.wert von 21). Er konnte Heidelbergs Philipp Heyden zwar nicht ausschalten aber zumindest das Duell unentschieden gestalten, unterstützt vom jungen Andreas Nicklaus der einen guten Eindruck hinterließ und einen wichtigen Block in der Crunchtime beisteuerte.

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Überhaupt zeigten die Ritter eine geschlossene Teamleistung ohne jeden Ausfall, fünf Spieler punkteten zudem zweistellig. Das wichtige Reboundduell konnten die Ritter relativ ausgeglichen gestalten (27:30) - wobei Heidelberg allerdings da auch nicht gerade seine Stärke hat.

Auch die gute Dreierquote der Knights von 39% (9 von 23 getroffen) half, Heidelberg traf 28% - 5 von 18 Versuchen.

Alles in allem sahen die begeisterten Zuschauer eines der besten Heimspiele der Ritter in dieser Saison - dank des positiven Ausgangs wohl sogar das spektakulärste Spiel seit langer Zeit.

Am kommenden Sonntag (08. März 2020) müssen die Ritter in Chemnitz gegen den souveränen Tabellenführer und Aufstiegsfavorit Nr. 1 antreten. Der stolperte seit Langem mal wieder in Paderborn und kassierte eine 91:92 Niederlage - unbesiegbar sind die 99ers offenbar auch nicht, auch wenn es erst die zweite Niederlage überhaupt in dieser Saison für die Sachsen war.

Das nächste Heimspiel in der Sporthalle Stadtmitte bestreiten die Ritter schon am nächsten Samstag 14. März 2020 ab 19 Uhr gegen die Eisbären Bremerhaven - auch die schwächeln in der Endphase der regulären Saison, stehen aber immer noch auf Platz 2 der Tabelle der 2. Basketball Bundesliga Pro A.

Statistik:

Kirchheim Knights: Graf (13/8 Ass.), McCloud (18), Brauner (4), Koch (6), Butler (10), Wohlrath (18), Pape (8/5 Reb.), Rendleman (10/5 Reb./4 Ass./5 Blocks!), Nicklaus (0), Haziri (n.e.)

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Academics Heidelberg: Lacy (12), Nixon (20), Heyden (16/9 Reb./6 Ass.), Jelks (4), Eberhardt (9), Würzner (6), Teichmann (4), Liyanage (3), Schmitt (3), Trtovac (2),

Key-Stats Kirchheim Knights: Offensive-Rebounds 6 (+-0), Defensive-Rebounds 21 (-3), Assists 17 (-3), Steals 7 (+2), Turnover 10 (-3), Blocks 7 (+7), Fouls 17 (-5), Dreierquote 39 % (+11 %), Freiwürfe 67 % (-10 %)

Autor: Rainer Lamprecht