Ein Werkzeug für mehr BegegnungStädtische Wohnformen entwickeln sich zunehmend in Richtung abgeschlossener Wohnzellen, in denen oft nur ein einzelner Mensch lebt. Besonders in großen Wohneinheiten findet kaum noch Kommunikation zwischen den Bewohnern statt. Die betreffende Architektur ist auch meist nicht auf Begegnungen angelegt, aus Effizienzgründen fehlen Gemeinschaftsräume oder -nischen. Die Kultur von zweckfreien Spontanbesuchen‚ auf eine Tasse Kaffee’, wie sie noch vor wenigen Jahrzehnten den Alltag mitgestaltet hat, verschwand fast völlig. Fernsehkonsum und Computerbeschäftigung binden stattdessen ein hohes Maß an Zeit. Die Einsamkeit ist nach neuesten Forschungsergebnissen Volkskrankeit Nummer eins, noch v o r allen physischen Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems etc.

Sie bereitet physiologisch den Boden für viele Folgeerkrankungen vor. Der Mangel an wirklicher Begegnung betrifft sämtliche Altersstufen und soziale Zusammenhänge, in unterschiedlicher Intensität. Am stärksten leiden junge Frauen zwischen 14 und 20 Jahren unter innerer Isolation, sowie ältere, aus beruflichen Feldern entlassene Menschen.
Diese schleichende soziologische Katastrophe erkennend, hat Großbritannien bereits ein ‚Ministerium für Einsamkeit’ eingerichtet, in Deutschland ist in der neuen Regierung eine|n ‚Einsamkeitsbeauftragte|r’ vorgesehen.
opendot schafft eine wirksame Möglichkeit, die Hürde für menschliche Begegnungen zu minimieren. Die Aktion nimmt die Angst vor Ablehnung bei der Kontaktaufnahme, die vermutlich oft ein unüberwindlicher Grund für Vereinzelung ist. Der rote Punkt ist ein simples Zeichen, das jeder Mensch setzen kann, um seine Offenheit für Begegnung zu zeigen – für ein kurzes Gespräch, einen Austausch. Man zeigt durch den roten Punkt, dass man grundsätzlich ansprechbar ist und sich über Kontakt freut.
opendot setzt im näheren Wohnumfeld an. Der rote Punkt mit selbstklebender Rückseite kann unkompliziert an Haus- und Wohnungstüren angebracht werden, und zeigt an, hier kann man anklopfen, wenn einem nach Begegnung mit einem anderen Menschen ist. Wenn es einmal gerade nicht passt, kann man es freundlich auf später verschieben, ohne dass der oder die Anklopfende brüskiert wird.
Die Qualität der Atmosphäre, etwa in Wohnblocks, Hochhäusern oder Einfamilienhaussiedlungen dürfte sich nach einer Zeit des Warmlaufens deutlich verbessern.
opendot kann in Form von am Körper zu tragenden roten Buttons auf das ‚bewegliche Objekt Mensch’ außerhalb der Wohnbereiche in den gesamten öffentlichen Stadtraum hinein ausgedehnt werden.
opendot.co ist eine Intervention aus dem Bereich der Kunst im sozialen Gefüge der Stadt.
Kunst ist auch, wie wir miteinander umgehen. Die Idee bedarf zu ihrer erfolgreichen Verbreitung der Unterstützung und Übernahme durch die betreffenden kommunalen Behörden, die das ‚Volksproblem Einsamkeit’ so bald wie möglich erkennen müssen. Mit ihren logistischen Möglichkeiten sollen sie die Verbreitung der Aktion im Stadtraum leisten, damit im Idealfall jede Bürgerin, jeder Bürger über die Aktion informiert ist. Flagship ihrer Verbreitung ist eine temporäre Projektion eines überdimensionierten red dots an der Rathausfassade mit Verweis auf die Projektwebsite.
In seiner radikalen Einfachheit und dem vergleichsweise niedrigen Budgetbedarf ist das Projekt von höchster Effektivität.
opendot setzt exemplarisch in Augsburg auf lokaler Ebene als Pilotprojekt an. Es soll anschließend auf Bundesebene ausgedehnt werden.
Notwendig im direkten Sinn ist es allemal.

Mehr Infos zu diesem Projekt auf der Website von opendot.co

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