Wasser und Grunanlagen

WERNAU (sys) 2018 – ein Rekordsommer? Ob er das tatsächlich wird, müssen genaue Wetterdaten noch beweisen. Sicher ist: Seit Wochen ist es außerordentlich warm und trocken. Und das hat Folgen. Die schweißtreibenden Verhältnisse haben in den Wernauer Cafés und Gartenwirtschaften den Verkauf von Eis und Kaltgetränken angekurbelt, auch das Wernauer Freibad steuert auf einen neuen Besucherrekord zu. Die anhaltende Hitze hat aber auch Schattenseiten. Der Zwiespalt des Sommers. Unser Redaktionsmitglied Sylvia Schmid hat sich dazu in Wernau umgehört.

Der „Mediterranisierung“ unseres Lebens entsprechen endlich auch die klimatischen Bedingungen. Der Aperol Spritz entfaltet seinen Geschmack einfach besser bei 30 Grad im Schatten. Hinzu kommt die Freude über freibadtaugliche Tage und laue Nächte, über gebräunte Haut und eisverklebte Lippen. Morgens der Griff zum Sommerkleid, abends der Weg in den Biergarten, und der stille Wunsch, dieses süße, leicht angeschwitzte Leben möge immer so weitergehen.

Fische im Stress
Die anhaltende Hitze bringt aber auch Stress für die Umwelt. „In den Gewässern sinkt besonders in der Nacht der Sauerstoffgehalt, was für Fische gefährlich ist“, sagt Stephan Barner vom Fischerei- und Hegeverein Wernau. Neben Seen in Unterensingen und Dillingen bewirtschaftet der Verein drei Gewässer in Wernau mit einem Bestand von insgesamt 500 bis 800 Fischen. Darunter Karpfen, Hecht, Zander, Wels und Schleie. „Spätestens ab 28 Grad Wassertemperatur sterben die Fische“, berichtet der Wasserwart. Um den Sauerstoffgehalt in den im Schnitt zwischen 1,60 und 1,80 Meter tiefen Seen zu erhöhen, habe man spezielle Lüfter eingebracht, um die Gewässer umzuwälzen. „Probleme mit Algen haben wir nicht mehr“, berichtet Barner.

Feuerwehr warnt
Anhaltende Trockenheit und wenig Regen sind vielerorts Hauptursachen für Wald-und Flächenbrände. „Wir hatten bisher keine Zwischenfälle“, meldet Alfred Wacker. Der stellvertretende Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr klopft dreimal auf Holz, denn „ein Funke reicht oftmals schon aus, und ganze Felder stehen binnen weniger Sekunden in Flammen“. Auf der Waldbrandskala mit Werten zwischen eins und fünf läge man derzeit „ganz oben“. Ausgelöst werden die Feuer häufig durch Unachtsamkeit – etwa durch eine weggeworfene Zigarettenkippe. Wacker warnt auch vor offenen Feuern im Freien.

Bauhof im Dürre-Dauereinsatz
Damit Wernaus Grünanlagen nicht braun werden, ist auch der städtische Bauhof zurzeit verstärkt im Einsatz, um die Pflanzen zu bewässern. Ziel der Bauhof-Mitarbeiter sind zum Beispiel die Sommerblumenbeete beim Freitagshof oder der Kräutergarten an der Maria-Hilf-Kapelle. Insbesondere steuere man alle Jungpflanzen im Stadtgebiet an, sagt Bauhof-Mitarbeiter Ralph Betzler. Wasser bekommen beispielsweise die 34 neu gepflanzten Bäume im Gemeindewasen an der Neckartalkreuzung, „da ihr Wurzelwerk noch nicht tief genug ist, um die extreme Trockenheit zu überstehen“.

Borkenkäfer bedrohen Wälder
Die anhaltende Hitze sorgt auch für Unruhe unter Förstern und Waldbesitzern. Problem ist nicht allein die erhöhte Waldbrandgefahr. Vielmehr haben Trockenheit und Hitze insbesondere die Fichten in den Wäldern anfällig für den Befall durch Borkenkäfer gemacht. Die Bedingungen für Borkenkäfer seien günstig, sagt Revierförster Alfred Schöllkopf. Es gelte jetzt, befallene Bäume möglichst schnell zu entdecken, sie zu fällen und aus dem Wald zu entfernen, um so die weitere Ausbreitung der Borkenkäfer zu verhindern. „Ein einziger Käfer legt bis zu 80 Eier und die Population ist bei der guten Witterung günstig, oft zwei- bis dreifach so hoch“. Die Käfer bohren sich in die Baumrinde, um dort ihre Eier abzulegen. Sie zerstören dabei die Wasser- und Nährstoffleitbahnen der Bäume. Bei Wassermangel können die Bäume nicht ausreichend Harz zur Abwehr der Schädlinge bilden und sterben ab.
Der Laichle-Wald wurde im Frühjahr mit 400 Eichen und Sträuchern aufgeforstet. Ob die neue Waldgeneration verloren ist und die Bemühungen um die Aufforstung dahin sind? „Das werde sich nächstes Jahr zeigen“, meint Schöllkopf. Der Förster hat Hoffnung, dass „die Jungpflanzen das wegstecken“.

Gute Getreideernte und Einbußen beim Schnitt
Der Ertrag der Bauern hängt zwar maßgeblich vom Wetter ab, aber auch von der Bodenbeschaffenheit und anderen regionalen Besonderheiten. Von einer Situation wie im Norden und Osten Deutschlands mit herben Ernteausfällen sieht sich Andreas Hornung zum Glück weit entfernt. „Die Getreideernte lief bei diesem Wetter problemlos und sogar vergleichsweise gut“, sagt der Wernauer Landwirt. Kulturen wie Mais und Kartoffeln, die noch draußen sind, bräuchten dringend Regen. Das gelte auch für die Wiesen: „Beim zweiten Schnitt hatten wir Einbußen von nahezu 50 Prozent. Auch die Schafweiden seien mittlerweile grau. „Bald müssen wir zufüttern. Das wäre mehr als unüblich“.

Wasserversorgung trotz Hitzewelle sicher
Bei der Hitze verbrauchen die Wernauer mehr Wasser. „Es sind aber keine 5 Prozent mehr als in den Vergleichsmonaten Mai bis Juli des Vorjahres“, sagt Rainer Berkau von den Stadtwerken Wernau. Seitens der Landeswasserversorgung (LWV) und der Bodensee-Wasserversorgung sind keine Engpässe bei der Lieferung zu befürchten. „Die Abgabewerte liegen auf demselben Niveau wie 2017“, sagt Lothar Distel, der stellvertretende kaufmännische Geschäftsführer der LWV. „Bei den Verbandsmitgliedern gibt es genügend Trinkwasser, auch der Garten kann gewässert werden“, schreibt auch Professor Frieder Haakh, Technischer Geschäftsführer des Zweckverbands. Die Situation sei ähnlich zum „Jahrhundertsommer 2003“, die Spitzenwerte lägen jedoch noch darunter, und die Landeswasserversorgung sei vorbereitet, indem sie „die Grundwasservorräte geschont hat und mehr Wasser aufwendig aus der Donau aufbereitet“, informiert Haakh. So liegen die Grundwasserstände um gut einen Meter über denen des Vorjahres. „Genügend für weitere Wochen mit tropischer Hitze“. Trotzdem sollte mit dem "hohen Gut" Wasser grundsätzlich bewusst umgegangen werden. Auflagen aber, die beispielsweise das Rasensprengen oder das Gießen des Gartens verbieten, gibt es bislang nicht.

Anstieg an Patienten durch Hitze
Kollaps, niedriger Blutdruck, dicke Beine, aber auch zunehmende Magen-Darm-Infekte: Dr. Gereon Trabold vom Medizinischen Versorgungszentrum Wernau beobachtet einen Anstieg an Patienten durch die Hitze und empfiehlt bei den hochsommerlichen Temperaturen auf Outdoor-Aktivitäten zu verzichten, sich im Schatten aufzuhalten und körperliche Aktivitäten auf den Abend zu verlegen. „Vor allem ausreichend Flüssigkeit trinken, am besten einen handwarmen Tee“, so der Arzt.


Freundliche Grüße
Sylvia Schmid
Stellvertretende Leiterin des Hauptamts

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