Das LindenLAB

Partizipation, Provenienz, Präsentation

Das Linden-Museum befindet sich, wie viele ethnologische Museen, im Wandel. In einer zunehmend von Diversität gezeichneten Gesellschaft müssen wir die gesellschaftliche Rolle und Relevanz ethnologischer Museen neu verhandeln. Die Förderung im Rahmen der Initiative für Ethnologische Sammlungen macht es uns möglich, die Grundlage für eine Neuausrichtung experimentell zu erarbeiten. Das Arbeitsprinzip des Labors aufgreifend, entwickeln und erproben wir in acht LindenLabs neue Formen musealer Wissensproduktion, Vermittlung und Präsentation.

Ausgewählte Sammlungen und Objekte helfen uns dabei, Aspekte gesellschaftlicher Ungleichheit und das Wirken (post-)kolonialer Strukturen im Museum zu thematisieren. Einige der Labs bearbeiten Fragestellungen mithilfe eines regionalen Beispiels, andere legen den Fokus auf die Arbeit hinter den Kulissen. Alle Labs setzen sich mit übergreifenden Themen auseinander: Praktiken ethnografischen Sammelns, kolonialzeitliche Strukturen und ihre Nachwirkungen in der Gegenwart, die Verteilung von Deutungshoheit im musealen Betrieb, die Rolle ethnologischer Museen heute. Hierzu verbinden wir partizipative Formate mit Forschung zur Herkunft der Sammlungen, um Verflechtungen offenzulegen, zu thematisieren und zu reflektieren. Im Museum entsteht so ein innovativer und experimenteller Raum, der einen intensiven Austausch mit Akteur*innen — Vertreter*innen der Herkunftsgesellschaften, Angehörige der diversen Stuttgarter Stadtgesellschaft, Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Gestalter*innen — ermöglicht.

Gemeinsam hinterfragen wir bestehende Strukturen von innen heraus und erschaffen vielstimmige Präsentationen. Der Experiment- und Prozesscharakter bedeutet auch, dass sich die gezeigten Maßnahmen im Lauf des Projekts verändern können, da wir das Gelernte und Erlebte immer wieder aufgreifen und weiterentwickeln. Prozess und Ergebnisse werden ab Frühjahr 2020 zweimal jährlich im Lab präsentiert. Darüber hinaus werden die Ergebnisse schließlich in neue Dauerausstellungen einfließen. Sie bilden die Grundlage für die Neukonzeption des Museums in einem zukünftigen Neubau.

Die acht Labs im Überblick:

LAB 1: Museen und indigene Gesellschaften: Neue Formen der Zusammenarbeit / Fokus: Kayan/Kayaw (Myanmar)

LAB 2: Neue Wege der Provenienzforschung und deren Vermittlung / am Beispiel der für die Labs ausgewählten Sammlungsbereiche

LAB 3: Historische Sammlungen, Kontexte und Verbindungen / Fokus: Ozeanien

LAB 4: Entangled: Stuttgart — Afghanistan. Verflechtungen von Geschichte, Sammlung, Menschen / Fokus: Afghanistan

LAB 5: (in) Beziehungen sein / hinterfragen / lernen / aufbrechen

LAB 6: Neue Formen von „Erbe“ im Museum: Was bringen wir in die Zukunft? / Fokus: Kamerun, Sammlung Bertram

LAB 7: Shared History, Migration und Restitution / Fokus: Mapuche (Chile)

LAB 8: Ethnografische Eröffnungen

Nähere Informationen auf www.lindenlab.de

Linden-Museum Stuttgart
Staatliches Museum für Völkerkunde
Hegelplatz 1
70174 Stuttgart

Quelle: Linden-Museum Stuttgart